world                                               Cyprus


Englische Version: klick hier Fahne en



Teilung Zyperns und der Ursprung des Zypern-Konflikts.
Zypern ist nicht erst seit der türkischen Intervention von 1974 sondern wurde durch die griechische Unterwerfung eines Teils der Insel im Jahre 1964 geteilt, und der Zypernkonflikt begann in den 1950er Jahren, als sich die Aufgabe der Insel durch England abzuzeichnen bekann.

Eine subpage zur Seite: / A Subpage to the Page: pro-re-publica.de * 2016 07 02



Es ist in allen möglichen Publikationen üblich geworden, die Teilung Zyperns und sogar den Beginn des Zypernkonflikts mit der türkischen Intervention von 1974 zu datieren. Diese Halbwahrheit bildet ein Hindernis für eine dauerhafte Beendigung des Konflikts, weil es seinen wesentlichern Gegenstand verschleiert. Der Zypernkonflikt besteht im Anspruch der griechischen Seite auf Alleinherrschaft über die Insel und im türkischen Anspruch auf ihre Teilung, zumindest auf Selbstbestimmung der türkischen Bevölkerungsminderheit von (um 1960) ca 20 % der Inselbevölkerung (die Bevölkerungsgruppen lebten damals seit Jahrhunderten nebeneinander über die ganze Insel verstreut). Der Konflikt fand seinen Ursprung im 19. Jahrhundert im Verlauf des in Europa aufkommenden Nationalismus und der Entwicklung der "Megali Idea" einer griechischen Eroberung "Constantinopels" (des heutigen Istanbul), die Tprkei zum "Erbfeind" Griechenlands machte. Die Idee umfasste selbstverstäbndlich den Einschluss in das "Hellenische" Reich. Was Zypern betraf, blieb der Konflikt beherrscht, solange die Insel von 1671 bis 1878 zum osmanischen Reich und ab 1878 der englischen Kolonialherrschaft unterstand. Er wurde brisant als Kollateralerscheinung des ab 1950 demonstrativen und ab 1955 blutigen terroristischen Aufstands der Zyperngriechen gegen England. Die Verhandlungen über die Bewältigung des Konflikts begannen in den 1950er Jahren im Rahmen der Vorbereitung des Versuchs, eine Republik Zypern zu gründen. Der Konflikt führte dazu, dass dieser Versuch 1960 nur unter der Bedingung der Einigung der Konfliktparteien auf eine Verfassung zustande kam, die türkische Mitbestimmungsrechte garantierte. Die griechische Partei ging die Vereinbarung nur zum Schein ein. Das ermöglichte die Loslösung der Insel von England und der Konflikt fokussierte sich auf das griechisch-türkische Verhältnis. Schon 1963/1964 gingen die Inselgriechen zur gewaltsamen Unterwerfung der Zyperntürken über. Sie warfen die wesentlichen Verfassungsbedingungen von 1960 ab und gründeten ihren eigenen Staat ohne türkische Mitbestimmung. Die Unterwerfung misslang, weil sich die türkischen Zyprer in Exklaven behaupten konnten. Dadurch war die Insel politisch und auch territorial geteilt.

Das griechische Ziel der Alleinherrschaft in Zypern war damit erreicht, allerdings nur außerhalb der türkischen Exklaven. 1974 führte dann ein zweiter, diesmal gesamtgriechischer Versuch, die türkischen Zyprer mit Militärgewalt zu unterwerfen, zu der türkischen Militäraktion, die zur Flucht aller im Inselsüden lebenden türkischen Zyprer in den Nordteil und aller im Nordteil lebenden griechischen Zyprer in den Süden führte. Im Süden konsolidierte sich der griechisch-zyprische Staat weiter und im Norden entwickelte sich ein türkisch-zyprischer Staat. Unter internationalem Druck verhandeln die beiden Volksgruppen und später Staaten bereits seit den 1960er Jahren bis heute über die Beendigung des Konflikts durch Vereinigung. Der Konflikt besteht nach wie vor im wesentlichen in den unvereinbaren Ansprüchen auf griechische Herrschaft und türkische Selbstbestimmung in einem gemeinsamen Staat.

Ohne dass eine der beiden Forderungen aufgegeben wird, kann kein noch so großer Druck zu einem besseren Ergebnis führen als einer Wiederholung der Scheinlösung von 1960, die früher oder später zu weiterem Blutvergießen führen würde. Denn die den Verhandlungen vorschwebende Bildung einer echten und funktionierenden Förderation würde die ehrliche Anerkennung eines politisch gleichwertigen türkischen Staates im Norden Zyperns durch die griechischen Zyprer voraussetzen. Aber selbst ein Versprechen einer solchen Anerkennung würde einer Föderation keine solide Basis verschaffen, weil es unvereinbar ist mit der griechischen Politik, die auf Vorherrschaft über die türkischen Zyprer besteht, die ununterbrochen und sehr wirkungsvoll auf ihre Isolation und Entrechtung hingearbeitet und jede Gelegenheit ergriffen hat, ihre sogar lebenswichtigen Interessen zu beschädigenund die sich seit 1963 eher noch verhälrtet hat. Die einzige Alternative, die dauerhaftem Frieden um Zypern eine Chance gibt, besteht in der internationalen Anerkennung von zwei Staaten auf der Insel. Nur wirkliche politische Gleichberechtigung der beiden zyprischen Volksgruppen bietet eine Chance, die griechische Seite von der Vergeblichkeit ihrer bisherigen Haltung zu überzeugen, und könnte den Boden bereiten für eine ernsthafte Annäherung und vielleicht sogar für das künftige Entstehen einer Zyprischen Föderation.

(Dazu Näheres auf der Seite "Zypernkonflikt".)

Verzeichnis aller pages von Christian Heinze * * * Impressum